Geldanlage Wie Blackrock mit iBonds den Anleihe-ETF neu erfinden will
Klassische Anleihen lassen sich schwer diversifizieren. Anleihen-ETFs haben kein Enddatum. Diese beiden Nachteile will der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock mit seinen neuen iBonds beseitigen. Lohnt sich das für Anleger?
In Zeiten steigender und hoher Zinsen werden Anleihen zunehmend interessant für Anleger. Selbst eine konservative deutsche Staatsanleihe wirft inzwischen über zehn Jahre 2,58 Prozent ab – allemal besser als das Geld unter dem Kopfkissen liegen zu lassen. Doch klassische Anleihen oder auch Anleihen-ETFsbeziehungsweise Fonds haben einige Nachteile – entweder bei der Diversifikation oder, im Fall von Fonds und ETFs, beim fehlenden Enddatum. Hier können Anlegerinnen und Anleger also nicht zu einem festen Termin mit der Rückzahlung rechnen. Genau hier sieht der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock nun eine Marktlücke, und launcht mit sogenannten iBondsein Produkt, das beide Probleme beseitigen soll. Capital beantwortet die wichtigsten Fragen zu den iBonds.
Was sind Anleihen?
Einfach gesagt,sind Anleihen für Unternehmen oder Staaten wie eine Art Kredit. Die Kreditgeber sind in diesem Fall aber keine klassischen Banken, sondern private und institutionelle Anleger. Unternehmen und Staaten begeben Anleihen also, um sich Geld zu beschaffen. Dafür zahlen sie den Anlegerinnen und Anlegern einen bestimmten Zins (Kupon) und an einem vorab festgelegten Stichtag, beispielsweise in drei Jahren, den vollen Nennwert zurück. Je höher der Leitzins, umso höher ist auch der (fixe) Kupon, den Emittenten an die Anlegerinnen und Anleger zahlen müssen. Während der Laufzeit können Anleihen auch an der Börse gehandelt werden. Steigen in dieser Zeit die Zinsen, sinkt der Kurs der (alten) Anleihe, weil jüngere Anleihen höher verzinst werden. Damit sind sie attraktiver für Anleger, die auf neue Anleihen umschichten. Mit dem Ende der Laufzeit gleichen sich die Kurse aber normalerweise an ihren Nennwert an. Denn umso näher rückt die sichere Auszahlung des Nennwerts. Grundsätzlich gilt: Wer die Anleihe bis zum Ende der Laufzeit halten will, dem können die Kursveränderungen auch egal sein. Er oder sie erhält dann den Nennwert zurück und hat in der Zwischenzeit am Kupon verdient.
Was ist der Unterschied zu Anleihen-ETFs und iBonds?
Anleihen werden von spezifischen Unternehmen oder einzelnen Ländern herausgeben. Häufig sind die Stückelungen dabei sehr groß. Anleger müssen mitunter 50.000 oder sogar 100.000 Euro pro Stück zahlen, häufig aber mindestens 1000 Euro. Bei diesen Summen wird Diversifikation zunehmend schwieriger. Anlegerinnen und Anleger können sich schlicht nicht leisten, in mehrere Anleihen à50.000 Euro zu investieren.
Die Zinsen sind gestiegen, nur nicht auf klassischen Sparkonten. Alternativen mit verlockenden Konditionen gibt es zwar – aber hier ist Vorsicht geboten
Deshalb gibt es schon länger große Anleihen-ETFs wie den iShares Euro Government Bond 1-3yr UCITS ETF (IE00B14X4Q57) für europäische Staatsanleihen oder den Amundi Prime Euro Corporates ETF (LU2089238625) für europäische Unternehmensanleihen. Diese investieren mithilfe ihres großen Volumens in mehrere verschiedene Anleihen und diversifizieren so das Risiko für ihre Kundinnen und Kunden. Klassische Anleihen-ETFs haben aber den Nachteil, dass sie kein fixes Enddatum haben. Sie investieren stattdessen fortlaufend in neue Anleihen mit einem vorab festgelegten Zeitraum – beispielsweise zwischen drei und fünf Jahren. Wird eine Anleihe fällig, wird der Nennwert reinvestiert. So entsteht ein gleichbleibendes Laufzeitband, in dem Anleger von der Entwicklung am Anleihenmarkt profitieren – nicht aber auf ein konkretes Datum hin planen können.
Hier setzen die neuen iBonds von Blackrock an. Der Vermögensverwalter und ETF-Anbieter hat europaweit die ersten Laufzeit-ETFs mit Zugang auf Unternehmensanleihen präsentiert. Anhand der festen Laufzeit können Anlegerinnen und Anleger ihre erwartete Rendite genau erkennen – während iBonds-ETFs gleichzeitig stark diversifiziert sind.
Was sind iBonds-ETFs?
iBonds sind ETFs, die in Anleihen investieren. In diesem Punkt unterscheiden sie sich nicht von klassischen Anleihen-ETFs. Der Unterschied ist, dass iBonds-Papiere in einem bestimmten Jahr fällig werden. Zwei der vier verfügbaren ETFs enden im Dezember 2026 und zwei im Dezember 2028. Diese unterscheiden sich jeweils nur durch ihren Fokus auf Dollar oder Euro-Anleihen.
Im iShares iBonds Dec 2026 Term € Corp UCITS ETF (IE000SIZJ2B2) stecken beispielsweise 237 verschiedene Euro-Anleihen, unter anderem von Audi, Vodafone, Eon oder Deutscher Post. Alle werden irgendwann im Laufe des Jahres 2026 fällig, und werden bis zur Rückzahlung des iBonds im Dezember nur sehr risikoarm reinvestiert. So kann der Nennwert im Dezember an die Anlegerinnen und Anlegern zurückfließen. In der Zwischenzeit erhalten Anlegerinnen und Anleger einen Kupon von 1,58 Prozent pro Jahr auf den Nennwert, abzüglich Kosten (TER) von 0,12 Prozentpunkten und einem relativ hohen Spread zwischen Kauf- und Verkaufspreis von 0,39 Prozent.Der hohe Spread im Vergleich zu Aktien ist nicht ungewöhnlich und ergibt sichdaraus, dass die Anleihen der Unternehmen weniger intensiv gehandelt werden. „Eine Verpackung kann niemals liquider sein als das, was drin ist”, erklärt Investor Tobias Kramer im Podcast von Echtgeld.tv hierzu.
Welche Risiken gibt es?
In erster Linie kann der Markt bis 2026 drehen. Möglicherweise hätten neue Anleihen dann also eine deutlich bessere Rendite erzielt. Außerdem stecken fast 40 Prozent des Anlagevolumens in der Finanzwelt, also in Banken oder Versicherungen, und sorgen für ein Klumpenrisiko. Bei den Dollar-iBonds kommt zudem ein Währungsrisiko für Europäer hinzu. Wer aber grundsätzlich daran glaubt, dass die Zinsen nicht noch einmal deutlich steigen werdenund wer sich mit der aktuellen Effektverzinsung von knapp 3,96 Prozent bis 2026 zufriedengibt,für den sind iBonds grundsätzlich interessant. Die Effektivverzinsung von derzeit 3,96 Prozent im Vergleich zum fixen Kupon von 1,58 Prozent ergibt sich daraus, dass Blackrock Anleihen unter Nennwert gekauft hat und Anleger von der Wertaufholung am Laufzeitende profitieren. Der Effektivzins ist somit stichtagsbezogen und kann während der Laufzeit schwanken. Der Zinskupon von 1,58 Prozent ist hingegen fix.Anlegerinnen und Anleger sollten aber ohnehin grundsätzlich bereit sind, bis 2026 auf ihr Geld zu verzichten. Erst dann gibt es den Nennwert der Anleihe zurück, während der Verkaufspreis in der Zwischenzeit deutlich darunter liegen könnte.
Sollte ich investieren?
iBonds-ETFs können eine Ergänzung für das Portfolio sein – vor allem aber für zwei Gruppen: diejenigen, die in 2026 oder 2028 eine größere Investition tätigen wollen und ihr Vermögen bis dahin risikoarm anlegen möchten. Und die zweite Gruppe sind all diejenigen, die ihr Anleihenportfolio aktiver managen und sich eine eigene „Zinstreppe“ bauen wollen. Das geht, indem man nach und nach ETFs mit Fälligkeiten in verschiedenen Jahren kauft, wodurch die Zinszahlungen sowie die Rückzahlungen des Kapitals bestmöglich vorausgeplant werden können. Bislang hat Blackrock zwar noch kein solches Produkt für 2027 oder 2029 angekündigt, das wäre aber sehr naheliegend. Alternativ ließe sich das Geld schon jetzt in Festgeld anlegen, was – im Gegensatz zu iBonds – auch der Einlagensicherung unterliegt. Für 36 Monate gibt es hier durchschnittlich knapp vierProzent. Allerdings ist das Kapital in dieser Zeit nicht liquide.
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